Den Erfolg beim Hausbau können wir nur messen, wenn wir die Ziele klar definieren.

Wenn wir ein so großes Projekt, wie den Hausbau angehen, viel Geld investieren und die persönlichen Lebensträume verwirklichen wollen, dann möchten wir dies natürlich möglichst erfolgreich tun. Doch wann ist der Hausbau erfolgreich? Dies ist keine so banale Frage, wie es auf den ersten Blick erscheint. Wir können nur dann klar erkennen, was wir persönlich unter Erfolg beim Hausbau verstehen, wenn wir die Ziele definieren. Mit diesem Artikel wollen wir Sie ein Stück auf dem Weg zum erfolgreichen Hausbau begleiten, indem wir Ihnen einige Fragen stellen, und Sie damit die Möglichkeit haben, Ihre Ziele klarer zu formulieren. Je klarer Sie Ihre Ziele definieren, umso erfolgreicher wird Ihr Hausbau.

Zunächst wollen wir hier unterscheiden, welche Arten von Zielen beim Hausbau relevant sind. Dies ist wichtig, weil sich möglicherweise Einzelziele ausschließen, oder zumindest gegenseitig hemmen. Es ist wichtig, dies im Vorfeld zu erkennen, damit man nicht in die typischen Hausbaufallen tritt. Im Artikel „5 Strategien für den erfolgreichen Hausbau“ sind Wege beschrieben, diese Fallen zu vermeiden.

Finanzielle Ziele

In den seltensten Fällen wird das Hausbauen zu Erfolg führen, wenn wir unsere finanziellen Ziele nicht erreichen, bzw. wenn wir unseren Finanzrahmen nicht einhalten. Dieses Ziel zu definieren, ist eine Gratwanderung zwischen Wünschen und Möglichkeiten, wo sich für Sie ein individueller Weg erschließen sollte. Hier können wir uns von zwei Seiten annähern. Von der Seite der Wünsche und von Seiten der Möglichkeiten, also den finanziellen Mitteln.

Um Ihr finanzielles Ziel zu definieren, schlagen wir vor, den für Ihre Lebenssituation erforderlichen Minimalrahmen Ihres späteren Hauses festzulegen. Definieren Sie also eine Wohnfläche, die Sie für Ihre Familie und Ihre Lebenssituation unbedingt benötigen. Bei einer Familie mit 2 Kindern, also mit 2 Kinderzimmern, wären dies ca. 130 m². Hier lässt sich auch Stauraum und die Hauswirtschaft unterbringen, so dass Sie nicht unbedingt einen Keller benötigen. Diese Größe verlangt jedoch eine sorgfältige Planung, damit nicht die Wohnqualität darunter leidet. Wenn Sie dann dem Auto ein Carport zuordnen und keine Garage, dafür aber einen Abstellraum für Gartengeräte, dann haben Sie die Eckdaten für Ihr Minimalhaus und können sich dafür von einer seriösen Baufirma einen Preis schätzen lassen. Die Fläche ist der wichtigste Parameter, um die Baukosten zu steuern. Mit den Kosten für die Minimumvariante hat man dann auch ein Entscheidungskriterium, ob das Hausbauen finanzierbar ist, oder nicht. Wünsche, die über diese Minimalvariante hinausgehen, wären Gästezimmer, Büro, Schrankraum oder ähnliches.

Minimumvariante als benchmark

Bei allen Kosten, die über der Minimumvariante liegen, kann man sich dann jeweils die Frage stellen, ob die Erfüllung dieses Wunsches, die Kosten rechtfertigt. Würden etwa € 15.000.- für die Fläche eines Schrankraums zur Disposition stehen, kann man sich die Frage stellen, ob Ihnen dieser Wunsch die monatliche Rückzahlung von Betrag x wert ist. Somit schafft man für jeden Wunsch einen finanziellen Bezugsrahmen.

Betrachten wir das finanzielle Ziel nun von der Seite der Möglichkeiten, so ist es wichtig, mit der finanziellen Belastung nicht die Lebensqualität massiv zu beschneiden. Wenn über 20 Jahre, oder mehr, Ihr Familienleben durch finanzielle Engpässe eingeengt wird, und wenn beide Partner über einen längeren Zeitraum arbeiten müssen, dann stellt sich die Frage, ob Ihnen nicht doch irgendwann die Luft ausgeht.

Hausbau ist dann erfolgreich, wenn Sie einen Finanzrahmen festlegen, der Ihre Lebensqualität nicht massiv beschneidet, und wenn Sie diesen Finanzrahmen einhalten können.

Individuelle Ziele

Sprechen wir von individuellen Zielen des Hausbauens, so wird damit die Frage der Wohnbedürfnisse berührt. Haben Sie vor ein Haus zu bauen, so werden Sie dies mit bestimmten Vorstellungen (Zielen) verbinden. Vor einer Planung ist es daher wichtig, diese Ziele auch so zu beschreiben, dass sie umgesetzt werden können. Wichtig dabei ist es, keine wesentlichen Aspekte zu übersehen. Die Wohnpsychologie kann dazu eine wertvolle Hilfe anbieten, nämlich eine Gliederung der Wohnbedürfnisse. Damit haben Sie eine Checkliste, die Ihnen hilft auch die Wohnbedürfnisse zu reflektieren, an die Sie irgendwie doch nicht so gedacht haben. Folgende Fragen bilden eine Kurzfassung dieser Checkliste:

  • Welche Form von Wahrnehmungsstress soll unbedingt vermieden werden? (schlechte Akustik, schlechtes Licht, Überhitzung, Unordnung usw.)
  • Womit wollen Sie sich gerne umgeben, welche Materialien tun Ihnen gut?
  • Welche Form an Rückzugsmöglichkeiten brauchen Sie?
  • Welchen Blickschutz brauchen Sie an wichtigen Aufenthaltsplätzen?
  • Wo wollen Sie Ausblick ins Freie genießen?
  • Welche Funktionen soll der Esstisch haben? (Essen, Kommunikation, Hausarbeit verrichten, Schularbeiten machen, Spielen usw.)

Es lohnt sich, die eigenen Bedürfnisse hinsichtlich des Wohnens zu überdenken, damit man nicht nach dem Einziehen erkennen muss, dass wichtige Aspekte übersehen wurden.

Hausbau ist dann erfolgreich, wenn Sie dabei Ihre individuellen Bedürfnisse umsetzen und keine wesentlichen Aspekte übersehen.

Partnerschaftliche Ziele

Nachdem in einem Haus mehrere Menschen zusammen leben, werden mit größter Wahrscheinlichkeit auch unterschiedliche Bedürfnisse bestehen. Auch Partner, die vordergründig dieselben Vorstellungen vom guten Leben haben, entdecken im Laufe der Jahre die Unterschiede. Aus diesem Grund ist es sehr zu empfehlen, vor der Planung eine wirklich gründliche Bedürfnisanalyse zu betreiben. Dies bedeutet, dass beide Partner zunächst die eigenen Wohnbedürfnisse und Wohnwünsche festhalten. Dabei soll sich jede/r nur auf sich konzentrieren und darauf achten, nicht zu schnell als Familie zu denken, also auch auf die anderen zu achten. Besonders Frauen stellen häufig die eigenen Bedürfnisse zurück, um für die Kinder und die Familie ein schönes Nest zu bauen. Doch gerade dies führt in Zeiten der Belastung dazu, dass es zu Überforderung bis hin zu Burn Out kommt. Wenn die Rückzugs- und Erholungsmöglichkeiten nicht vorhanden sind, wirkt sich dies auf die Lebensqualität aus. Dieser individuellen Bedürfnisanalyse folgt ein partnerschaftlicher Dialog. Dies soll gewährleisten, dass aus zwei Wohnträumen ein gemeinsamer wird. Im Seminar „Begegnungsräume“ widmen wir uns den persönlichen und den partnerschaftlichen Bedürfnissen des Wohnens. Auch in unserem Blog finden Sie einen Artikel zum Thema Wohnkonflikte und Wohnglück.

Hausbau ist dann erfolgreich, wenn die Bedürfnisse aller späteren Bewohner/innen gleichermaßen berücksichtigt werden, und wenn daraus ein partnerschaftliches Konzept entsteht.

Familiäre Ziele

Den Kindern gute Entwicklungsbedingungen zu geben, vor allem ein Aufwachsen im Grünen, ist für viele Familien eine Hauptmotivation für den Hausbau. Doch es geht auch darum, familiengerechte Grundrisse zu entwickeln. Dies ist vor allem daher wichtig, weil gewisse Trends dem entgegenstehen. So ist etwa die Raumaufteilung im Gemeinschaftsbereich entscheidend dafür, wie das Familienleben funktioniert. Um nicht laufend in Nutzungskonflikte verstrickt zu werden, ist es für Familien entscheidend, den Gemeinschaftsbereich in einen aktiven und einen passiven Raum zu gliedern. Ein Raum soll dem Alltagsleben (Kochen, Essen, Spielen der Kinder, Zusammensein usw.) dienen, ein anderer Raum dem Rückzug und der Erholung. Im Buch „Das Familienhaus“ ist beschrieben, wie man familiengerechte Grundrisse entwickelt.

Hausbau ist dann erfolgreich, wenn die Familie gute Voraussetzungen hat harmonisch zusammen zu leben.

Entwicklungsziele

Abschließend wollen wir noch das Denken in Lebenszyklen als Erfolgskriterien für den Hausbau beschreiben. Unsere Bedürfnisse verändern sich im Laufe unseres Lebens gravierend. Es ist nicht nur die Barrierefreiheit, die es zu berücksichtigen gilt, sondern auch andere Fragen sind zu lösen, wie etwa:

  • Wie verwenden wir den Raum, der nach Auszug der Kinder frei wird?
  • Wie können wir den Erhaltungsaufwand minimieren?

Möglicherweise ist die Teilung des Hauses in zwei Wohnungen eine vernünftige Lösung. Dies gilt es jedoch bei der Planung zu berücksichtigen, sonst wird es ein teures und aufwändiges Projekt.

Grundsätzlich sollte man sich vor dem Hausbau genau überlegen, ob man im neuen Haus auch alt werden will, oder ob ein Umzug in ein Altersdomizil in Frage kommt. Dementsprechend sollte dann auch die Planung des Hauses erfolgen.

Hausbau ist dann erfolgreich, wenn alle Lebensphasen berücksichtig wurden, sich das Haus also verändernden Bedürfnissen anpassen kann.

Sie werden wahrscheinlich einen Punkt vermissen, nämlich die technische Qualität des Hauses und das Vermeiden von Baumängeln. Dies sind natürlich wichtige Aspekte, aber nicht der Grund, wieso wir ein Haus bauen. Beim Hausbau wird häufig das Mittel zum Zweck erklärt. Nicht um das Haus an sich geht es, sondern um die Lebensqualität, die es ermöglicht. Dies erfordert jedoch klare Entscheidungen und eine richtige Planung.